Zoetrop

Das Zoetrop, auch Zootrop (im Volksmund auch Wundertrommel genannt) ist ein einfaches optisches Gerät, welches auf mechanischem Wege bewegte Bilder erzeugt. Es ist damit ein Vorläufer der Kinematographie.

Funktionsweise

Das Zoetrop besteht aus einer dunklen, oben offenen drehbaren Trommel, an deren Rand sich in regelmäßigen Abständen enge Schlitze befinden. An der Innenwand der Trommel liegt ein Papierstreifen mit gezeichneten Bewegungsphasen oder Fotografie-Reihen, mit ebenso vielen Bildern wie die Trommel Schlitze hat. Die Trommel wird in Drehung versetzt und der Betrachter blickt durch die vorbeiziehenden Schlitze auf den Papierstreifen.[1] Wie beim Daumenkino wird der Stroboskopeffekt ausgenutzt, um die Illusion eines kontinuierlichen Bewegungsablaufes zu erzeugen. Diese beruht auf der Trägheit des menschlichen Sehens, wodurch die vom Auge in schneller Folge (mehr als 15 pro Sekunde) aufgenommenen Bilder nicht mehr einzeln aufgelöst und als kontinuierliche Bewegung wahrgenommen werden. Die Funktionsweise entspricht im Prinzip der des Filmprojektors.

Geschichte

Das Zoetrop wurde 1834 von William George Horner (1786–1837), einem englischen Mathematiker, unter dem Namen Daedaleum oder Daedatelum erfunden[2]. Der Name nimmt Bezug auf die festgehaltenen Bewegungsphasen, die der Baumeister und Bildhauer Daidalos in der griechischen Mythologie als Skulpturen geschaffen haben soll. In den 1860er Jahren fand die Erfindung – zuerst in den Vereinigten Staaten – unter dem Namen Zoetrop oder Wheel of life Verbreitung, darunter als viel benutztes Spielzeug. Es folgten Weiterentwicklungen wie das Praxinoskop.

Bis heute ist das Zoetrop vor allem als Kinderspielzeug bekannt, nicht zuletzt, weil es jedermann mit geringem Aufwand selbst herstellen kann. Doch auch in den historischen Sammlungen von Filmmuseen hat das Zoetrop seinen festen Platz, da es die grundlegende Funktionsweise des Films auf einfache Art darstellt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Landesfilmsammlung Baden-Württemberg: Paar mit Zoetrop um ca. 1900
  2. Hochspringen Wörterbuch und Sammlung von Werner Nekes

Weblinks

 Commons: Zoetrop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

 

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Phenakistiskop

Das Phenakistiskop (griech. phenax = Täuscher und skopein = betrachten, wörtlich „Augentäuscher“) wurde durch den belgischen Physiker Joseph Antoine Ferdinand Plateau im Zusammenhang mit den von ihm durchgeführten Nachbildexperimenten anfang der 1830er Jahre entwickelt. 1833 wurden bereits die ersten Modelle des Phenakistiskop in London als Unterhaltungsmedium auf den Markt gebracht. Das Gerät wurde auch bekannt unter den Namen Phanakistiskop, Phantaskop, Wunderrad oder Lebensrad.

Funktionsweise

Auf einer drehbaren Scheibe sind Zeichnungen von Bewegungsphasen kreisförmig angeordnet. Zwischen den Zeichnungen befinden sich Schlitze. Die Scheibe wird in Drehung versetzt, der Betrachter blickt von hinten durch die Schlitze auf die in einem Spiegel sichtbaren Zeichnungen, die sich für ihn bewegen. Der Bewegungseindruck entsteht dadurch, dass der Wechsel zwischen Schlitz und Scheibe dem Auge jeweils ein neues Bild anstelle des alten präsentiert, was im Gehirn als Bewegung desselben Bildes interpretiert wird.

Es handelt sich dabei um die erste Anwendung des stroboskopischen Effektes zur Animation von gezeichneten Bildern; mit dem Phenakistiskop wurden auch die ersten errechneten Bilder animiert. Ein zweiter auftretender wichtiger Effekt ist die Nachbildwirkung des hellen Bildes gegenüber der Dunkelphase zwischen den Schlitzen, wodurch jene kaum noch bewusst wahrgenommen wird und ein fließender Übergang der Bilder ineinander entsteht. Die Wahrnehmung von Bewegung bei sich unterscheidenden Bildern, die direkt hintereinander gezeigt werden, nennt man Phi-Phänomen.

Unabhängig von Plateau entwickelte andere Wissenschaftler wie Simon Ritter von Stampfer und William George Horner, die sich ebenfalls mit optischen Phänomenen wie den Nachbildeffekten beschäftigten, ähnliche Apparate, die unter der Bezeichnung Stroboskop bzw. Zootrop bekannt wurden. Franz von Uchatius kombinierte das Phenakistiskop 1853 mit der Laterna magica zu einem Projektionsapparat. Diese Erfindung wurde wiederum durch Charles-Émile Reynaud 1877 mit dem Praxinoskop durch die Integration von Spiegeln und Beleuchtung weiterentwickelt. Weitere Verbesserungen gelangen Eadweard Muybridge 1879 mit dem Zoopraxiskop sowie Ottomar Anschütz 1884 mit dem Elektrotachyskop, bis schließlich Thomas Alva Edison 1892 den Kinetograph und das Kinetoskop vorstellte.

Medium zur Überprüfung von Bewegungsstudien

Zur Überprüfung der in den 1870er und 1880er Jahren durch empfindliche Photomaterialien und schnelle Kameraverschlüsse möglich gewordenen Aufnahmen bewegter Objekte war man auf das Medium „Phenakistiskop“ angewiesen. Die Korrektheit der auf den Einzelaufnahmen abgebildeten „unmöglich erscheinenden Stellungen“ wurde vielfach angezweifelt und konnte durch die Wahrnehmung nicht überprüft werden. Erst die Präsentation der Einzelbilder in der richtigen Reihenfolge und mit der richtigen Geschwindigkeit erbrachte den Beweis für die wissenschaftliche Relevanz der Chronofotografie.[1]

Wahrnehmungsphysiologie und Kinematografie

Filmhistoriker sehen im Phenakistiskop „die Urformen einer evolutionären technischen Entwicklung, die gegen das Ende Jahrhunderts zu einer einzigen vorherrschenden Form führen. Sie gelten vor allem als im Werden begriffene, noch unvollständige Vorläufer des Films.“[2]

Die Beschäftigung mit dem „Problem des Nachbildes und die Zeitlichkeit des subjektiven Sehens“ im 19. Jahrhundert, die in Europa zum Gegenstand der verschiedensten Wissenschaftszweige wurde, ist jedoch in einen größeren erkenntnistheoretischen Zusammenhang einzuordnen.[3]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Étienne-Jules Mare: Le Fusil photographique. In: La Nature. Revue des Sciences, Nr. 464/1882, S. 326–330
  2. Jonathan Crary: Techniken des Betrachters. Sehen und Moderne im 19. Jahrhundert. Dresden / Basel 1996, S. 113
  3. Jonathan Crary: Techniken des Betrachters. Sehen und Moderne im 19. Jahrhundert. Dresden / Basel 1996, S. 104 ff.

 

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